Die Schatzkiste der Wörter
mein Wortschatz – Aufbau des Wortschatzes
Wortlernen ist ein Bereich der Sprache, der stark durch Quantität beeinflusst ist, seine Qualität steht in Abhängigkeit zu seinen Umgebungsimpulsen. Das heißt, wir wünschen unseren Kindern einen großen Wortschatz, damit sie sich aus ihrem lebendigen Leben lebendig im Alltag mitteilen können.
Was bedeutet das?
Der Aufbau des Wortschatzes entwickelt sich wie auch andere Bereiche der Sprache ebenfalls stufenweise. Ein wichtiges Entwicklungsfenster für den Wortschatz ist das Alter zwischen 2 bis 3 Jahren.
Die ersten Wortäußerungen unserer Kleinen werden zunächst als `Protowörter` bezeichnet.
Das Wort /papa/ steht sowohl für Papa, als auch für Männer insgesamt; oder /wauwau/ steht für Tiere allgemein. Der Ausdruck /aua/ steht vielleicht für „mir tut etwas weh“, so wie für „ich fühle mich nicht wohl“, als auch „ich habe Angst“. Diese sogenannten Protowörter sind zunächst soziale Wörter, mit denen sich das Kind bemerkbar machen möchte. Der passive Wortschatz eines Kindes – also das WortVerstehen geht immer dem Sprechen, der WortProduktion voraus. So versteht ein Kind mit 1 Jahr bis 1,5 Jahren bereits 300 Wörter seiner Umgebung, spricht aber vielleicht nur 50 dieser Wörter.
Die 50 Wörter sind die Anzahl der Wörter, die wir bei einem 2-jährigen Kind etwa erwarten. Mit jeder Woche lernt Ihr Kind ca. 2 Wörter dazu.
Hat Ihr Kind im Alter von 2,5 Jahren noch keinen produktiven Wortschatz von 50 Wörtern, dann dürfen Sie einen ersten Kontakt mit mir als Logopädin überdenken. Denn mit dem Wortschatzerwerb beginnt die Lateralisierung der sprachlichen Hirnreifung und seinen analytischen Sprachverarbeitungsmechanismen.
Der Wortschatzspurt, das Losplappern Ihres Kindes erfolgt, sobald ihr Kind diese ersten Wörter manifestiert hat .... so sehr Sie sich die ersten Wörter ihres Kindes herbei sehnen, so wünschen Sie in dieser Phase der Sprachentwicklung, dass der Mund ihres Kindes auch mal still stehen möge : )))
Von nun an werden Wörter gesammelt, verbunden mit den Fragen „wer, wie was, warum“. Dies ist die Phase, in dem das Kind sich ein Fundament schafft für Wörter, Aussprache ist dann gerade nebensächlich. Jetzt geht’s um Masse, um Quantität, nicht um Qualität. Mit dem Erwerb der Wörter, der Wortarten, entwickelt sich der Satzbau.
Wie funktioniert das?
Das System der Wortschatzverarbeitung hat mehrere Ebenen ... Schubladen ..... Da ist zunächst die der Analyse. Das Kind muss die lautliche Abfolge erkennen /Auto=Au-t-o/ und speichern können. Dies erfolgt zunächst im Kurzzeitgedächtnis, bis genügend Daten und Einträge gesammelt sind. Für unser Item /Auto/ erwarten wir, dass dieses Ding fahren kann ... warum?... weil es Räder hat und einen Motor ... Je genauer unser Kind die Funktionalität erfasst, desto mehr wird es lernen das Auto abzugrenzen vom Bus, Trecker, von Baufahrzeugen etc. Das Kind lernt sogenannte Kategorien zu bilden, /Teil-Ganzes, Ober-Unterbegriffe, Eigenschaften, Farbe und Form...etc/. Diese Einträge sammeln sich im Kurzzeitgedächtnis und gehen dann ins Langzeitgedächtnis über. Von nun an werden die sogenannten Schubladen immer weiter gefüllt, sortiert. Später kommt die Schriftsprache noch dazu. Wir alle kennen das Phänomen, „es liegt mir auf der Zunge, fängt mit M an“.
Störungen im Wortschatzaufbau können also mehrschichtig gelagert sein. Entweder in der Analyse von Wörtern, welches einhergeht mit der Hörverarbeitung. Oder in der Kategorisierung, im Erfassen und Strukturieren von Wörtern. Störungen von Gedächtnisleistungen, sei es im Kurzzeitgedächtnis oder im Langzeitgedächtnis, verhindern den Wortschatzaufbau vehement.
Durch Fernsehgucken baut sich beim Kleinkind kein Wortschatz auf! Wörter müssen gelebt – erfahren werden, damit sie sich im Gedächtnis eintragen.
Später, im Schulalter können natürlich Wörter theoretisch erfasst und gelernt werden. So erwerben wir ein Leben lang Spezialbegriffe und Fremdsprachen. Aber nie wieder lernen wir in dieser Geschwindigkeit!
Ein Kind mit Störungen im Wortabruf ist verunsichert, ihm fehlen die Wörter, ohne das es vorhersehbar ist. Ein häufiges: ICH WEISS DAS NICHT ist also ein Hilferuf.
Ein wackeliges Fundament bleibt instabil – Störungen im Wortschatzaufbau verzögern weitere Sprachentwicklungsebenen und zeigen sich im Formulieren, im Erklären von Sachverhalten, so wie im Lernen von Fremdsprachen und Fachbegriffen ein Leben lang.
...... und das beginnt im Alter von 2 bis 2,5 Jahren......
Mein Wissen stützt sich auf die Literatur und Fortbildungen von Julia Siegmüller
Frau Siegmüller leistet unglaubliche Forschungsarbeit für uns Logopäden, so wohl im Prozess-orientiertem Denken, als auch die Schaffung neuer Behandlungsansätze, Tests und ganz wichtig: die Nachweisbarkeit der Therapieeffizienz!
Sie ist als Linguistin in Rostock zu Hause.
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